24. November 2017

Q Check will Tierwohl in der Milchviehhaltung messen

Q Check will mit ausgewählten Daten der monatlichen Milchkontrolle, der Milchgüteprüfung, der Datenbank HITier und des Auditierungssystems QM-Milch die im
Tierschutzgesetz geforderten betrieblichen Tierwohl- Eigenkontrollen und das Herdenmanagement unterstützen“. So beschrieb Projektkoordinatorin Dr.
Sabrina Hachenberg vom Deutschen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e. V. (DLQ) die Ziele des Projektes Q Check, das am Mittwoch dieser Woche
in Berlin vorgestellt wurde. „Die Milcherzeuger bekommen mehrmals im Jahr einen Bericht über den Tierwohl-Status Ihrer Herde – ohne zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Kosten“, machte Hachenberg deutlich. Dieses Ziel soll Ende 2019 erreicht
sein. Gegenwärtig sucht das Projektteam, zu dem neben dem DLQ das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau, die Hochschule Osnabrück das LKV Bayern und vit gehören, aus den o. g. Datensätzen nach den geeigneten Indikatoren, die das Tierwohl abbilden können. „Die Indikatoren müssen fachlich fundiert, in der Breite messbar und glaubwürdig kommunizierbar sein, umriss Dr. Jan Brinkmann vom Thünen- Institut den Ansatz. Welche Indikatoren das sein können, werde man gemeinsam mit Praktikern,
Tierärzten und anderen Vertretern der Branche diskutieren. „Es mangelt noch an klaren Fakten, worüber wir beim Thema Tierwohl eigentlich reden. Deshalb muss die Branche selber sprachfähig werden“, erläuterte der Kommunikationsexperte Prof. Dr. Matthias Kussin von der Hochschule Osnabrück. Dazu könne Q Check einen Beitrag leisten.

Tierwohlmonitoring essenziell

Nach Auffassung von Prof. Dr. Harald Grethe von der Humbold Universität Berlin ist ein besseres Tierwohlmonitoring essenziell – für die Landwirtschaft selbst und für den Dialog mit der Gesellschaft. „Deshalb hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik ein staatliches Tierwohlmonitoring gefordert“, erläutert der Wissenschaftler, der auch Vorsitzender dieses Beirats ist. Nur mit einem glaubwürdigen Monitoring könne man Fortschritte beim Tierwohl demonstrieren und sich ggf. faktenbasiert gegen Vorwürfe behaupten. Man müsse den Mut haben, auch die unangenehmen Dinge aufzudecken. Es sei gut, wenn die Wirtschaft die Dinge selbst in die Hand nehme, solange der Staat
nicht hinreichend tätig werde“, lobte Grethe das Q Check-Projekt. Daten umfassend zu nutzen sei sinnvoll und wichtig, aber nicht ausreichend. Tierwohl müsse zusätzlich direkt am Tier durch das geschulte Auge von Landwirt und Tierarzt bewertet werden. In dieser Bewertung waren sich Milchviehhalterin Emma Klein aus Wildsteig (Lkr. Weilheim-Schongau, Oberbayern) und Tierarzt Dr. Siegfried Moder, Präsident des Bundes praktizierender Tierärzte, einig. „Die Ergebnisse von Q Check müssen in die integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung eingebettet werden. Die fachliche Interpretation und Entwicklung passgenauer Lösungen für den Betrieb liegt dann bei Tierarzt und Landwirt“, ist Moder überzeugt. „Q Check ist ein Ansatz, der ständig weiterentwickelt werden muss. Es ist uns bewusst, dass wir mit der derzeitigen Datenlage vor allem
Tiergesundheit abbilden können und dass noch wichtige Bereiche fehlen. Aber wir sollten heute mit den vorhandenen Indikatoren starten, um das Ganze morgen weiterzuentwickeln“, entgegnete Brinkmann.

„Tierwohl sollte für alle Bauern selbstverständlich sein!“

„Mehr Tierwohl sorgt für gesündere Tiere, die länger leben und bessere Leistungen bringen. Das sollte für alle Milchviehhalter selbstverständlich sein. Ich finde es daher eher bedenklich, wenn ich für mehr Tierwohl belohnt werden muss, um mit meinen Tieren vernünftig umzugehen. Dafür müssen wir die jungen Landwirte schon in der Ausbildung sensibilisieren“, forderte Klein, die einen Grünlandbetrieb mit 55 Milchkühen im Voralpenraum bewirtschaftet. Q Check könne dafür einen wichtigen Beitrag leisten. Aber nur, wenn der Ansatz praktikabel und machbar bleibe. Auch für die Molkereien ist Q Check ein vielversprechender Ansatz für mehr Tierwohl in der Milchviehhaltung. „Wir
wollen uns nicht treiben lassen, sondern Defizite angehen und unsere Landwirte dabei mitnehmen“, sagte Christian Schramm von der Molkerei Zott.