15. Oktober 2019

Tierwohldaten: „Besser, wenn wir die Vorschläge machen“

top agrar Interview mit Eckhard Marxen, Landwirt und Vorsitzender des LKV Schleswig-Holstein und des Deutschen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen (DLQ)

Die Öffentlichkeit diskutiert viel über Tierwohl in der Nutztierhaltung und seit 2014 schreibt auch das Tierschutzgesetz eine betriebliche Eigenkontrolle vor. Landwirte müssen tierbezogene Merkmale erheben und bewerten. Ist das eine weitere Gängelung der Praxis?
Marxen: Bei der Kontrolle, die wir regelmäßig durchführen müssen, hat sich der Gesetzgeber mit detaillierten Bestimmungen bislang zurückgehalten. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis es konkrete Vorgaben für die Eigenkontrolle gibt. Wenn wir keinen praxisnahen Vorschlag bringen, machen es andere. Das war ein Antrieb für uns als Vertreter der Milchkontrollverbände, das Forschungsprojekt Q Check mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums zu starten.

Was steckt dahinter?
Marxen: Wir konzentrieren uns auf Indikatoren, die wir aus bestehenden Systemen wie z.B. der Milchkontrolle und HI-Tier generieren können und die uns Landwirten vertraut sind. Das sind beispielsweise die Mastitisrate der Erstlaktierenden oder der Anteil der Kälberverluste. Daraus werden wir den Report entwickeln, den teilnehmende Tierhalter einmal im Quartal erhalten. Dieser soll im Juni 2020 zur Verfügung stehen. Wichtig war, dass das Indikatorenset für uns Landwirte fachlich aussagekräftig ist. Deshalb haben wir uns mit Vertretern aus Praxis, Wissenschaft und Politik ausgetauscht.

Was bringt es, bestehende Informationen in einem neuen System zu bündeln?
Marxen: Q Check führt die Einzelinformationen zu einem übersichtlichen Gesamtbild zusammen und bildet die wesentlichen Aspekte der Herdengesundheit ab. Über den Vergleich mit anderen Milchviehbetrieben kann ich meinen Tiergesundheitsstatus einordnen und erkennen, wo ich gut bin oder besser werden kann. Da die Tiergesundheit ja nur ein Teil von Tierwohl ist, sollen langfristig weitere Indikatoren dazukommen.

Ein weiteres Ziel des Projektes ist ein nationales Tierwohlmonitoring für den Milchviehbereich. Warum?
Marxen: Wir als Landwirte mahnen ja oft: Lasst uns die Debatte über Tierwohl versachlichen. Weniger Ideologie, mehr Fakten. Das heißt aber auch, dass wir Fakten zur Tiergesundheit in unseren Ställen liefern müssen. Mit Q Check könnten wir – das Einverständnis meiner Berufskollegen vorausgesetzt – über 85 % der Tiere abdecken. Das ist mehr als jedes andere System und weltweit einzigartig.

Wie es in dem Projekt weitergeht, lesen Sie demnächst in der top agrar.

(top  agrar Ausgabe 10/2019)